Zuchtziel für Barbados Blackbelly-Schafe
Die Rasse Barbados Blackbelly (Barbados Schwarzbauch-Schaf) stammt aus der Karibik. Sklavenhändler brachten westafrikanische Haarschafe als Proviant auf den Sklaven-transportern auf die karibischen Inseln mit. Was unterwegs nicht verbraucht wurde, gelangte auf diese Weise in die Landeszucht. Spanier, Holländer und Engländer kreuzten europäische Schafe ein und erst in jüngerer Zeit entwickelten Agrarbehörden der englischen Kolonialverwaltung auf Barbados die dortige Haarschafpopulation zu der inzwischen anerkannten Zuchtrasse Barbados Blackbelly weiter.
Barbados-Schafe sind Haarschafe. Sie tragen eine rotbraune Kurzhaardecke aus Grannenhaaren und Wollunterhaaren, der Bauch und die Innenseiten der Beine sind schwarz. Weiße Abzeichen können vorkommen und deuten nicht notwendigerweise auf Einkreuzung hin. Der Kopf weist das typische Dachsgesicht mit schwarz-weißen Streifen über der Augenpartie auf. Altböcke tragen eine schwere Halsmähne.
Das Sommerfell ist glatt und hat ein enges Verhältnis von sekundären zu primären Haarfollikeln. Im Herbst wird vermehrt Unterwolle geschoben und ein Winterfell ausgebildet, das im Frühjahr wieder abgestoßen wird. Eine Schur ist nicht erforderlich. Da Barbados Blackbelly-Schafe seit über 10 Jahren in den Niederlanden und inzwischen immer häufiger auch in Deutschland erfolgreich gezüchtet werden, muss davon ausgegangen werden, dass die Anpassung an die mitteleuropäischen klimatischen Verhältnisse problemlos verläuft.
Das Barbados Blackbelly-Schaf ist ein mittelrahmiges Schaf im Stoffumsatztyp. Es hat lange Beine, schwarze, harte Klauen mit schmalem Rumpf und Becken und einer schwachen Bemuskelung. Der Kopf ist edel und trocken, die Ohren sind klein und seitwärts abstehend. Der Schwanz ist lang. Beide Geschlechter sind hornlos.
Barbados-Schafe weisen eine asaisonale Brunst auf und sind äusserst fruchtbar. In gutem Futterzustand sind Ablammungen alle acht Monate die Regel. Zwillinge sind die Regel, Drillinge und Vierlinge sind nicht selten und selbst Fünflinge kommen vor.
Auftreten von:
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Häufigkeit
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Einlingsgeburten
Zwillingsgeburten
Drillingsgeburten
Vier- und Fünflingsgeburten
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25 – 30%
45 – 50%
20 – 25%
2-5%
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Aus der Fachliteratur der Länder, in denen größere Bestände dieser Rasse existieren, sind folgende Gewichtsinformationen ersichtlich:
Geburtsgewichte
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Einzellämmer (ø aus ♀+♂)
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3,2 kg
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Zwillingslämmer (ø aus ♀+♂)
Drillingslämmer (ø aus ♀+♂)
Vierlingslämmer (ø aus ♀+♂)
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3,1 kg
2,4 kg
2,1 kg
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Absetzgewichte bei 120 Tagen
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Einzellämmer, ♂
Einzellämmer, ♀
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13,7 kg
12,8 kg
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Zwillingslämmer, ♂
Zwillingslämmer, ♀
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13,4 kg
12,3 kg
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Gewichtsentwicklung
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80 – 140 g/Tag
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Schlachtkörpergewichte (rotes Fleisch mit auffallend geringem Fettanteil)
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Æ = 15-20 kg
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Lebendgewichte
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Widder
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50-70 kg, Stockmaß 60 – 65 cm
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Auen
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32-43 kg, Stockmaß 50 – 60 cm.
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Das Barbados Blackbelly-Schaf weist eine hohe Resistenz gegenüber Magen-Darm-Parasiten auf, die bereits häufig Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen war.
Der Schlachtkörper weist kaum subkutanes Fett auf. Das Fleisch ist dunkel, gut marmoriert, cholesterinarm und von leicht exotischem, wildbretähnlichem Geschmack. Bei Selbstvermarktung werden über Privatabnehmer und Restaurationsbetriebe sehr gute Preise für die Schlachtkörper erzielt.
Die Rasse ist bestens geeignet, um in Kreuzungsprogrammen fruchtbare Haarschafe für Gebrauchsherden zu züchten. Bei Kreuzungen mit schwarzen und braunen Bergschafen haben Barbados-Böcke eine hervorragende Passereignung bewiesen. Derartige Kreuzungsprodukte sind bereits in der R1 vitale, fruchtbare Haarschafe im Landschaftyp. Darüber hinaus werden Barbados-Böcke erfolgreich zur Veredlung in aufgrund von Züchtungs- und Haltungsfehlern in der Vergangenheit degenerierten Kamerunherden eingesetzt.
Barbados Blackbelly-Schafe haben ein lebhaftes Temperament. In ihrer karibischen Heimat werden Barados Blackbelly-Schafe getüdert, in kleinen Gruppen auf Koppeln oder in Herden auf großen Kampen gehalten.
Zuchtziel
Gezüchtet wird ein typtreues, vitales, mittelrahmiges, hornloses Haarschaf. Die rotbraune Decke mit schwarzem Bauch und schwarzen Innenschenkeln, das Dachsgesicht und die schwere Halsmähne der Böcke sind ein unverwechselbares Rassekennzeichen. Weiße Abzeichen und Hörner sind unerwünscht. Rahmen und Konformation müssen mit züchterischen Mitteln verbessert werden. Die Klauen sind hart und gegen Klauenprobleme unempfindlicher als bei vielen anderen Rassen. Die Mutterinstinkte müssen bei hoher Milchleistung stark ausgeprägt sein. Die Fruchtbarkeit ist sehr hoch und die Ablammung problemlos. Auffallend ist die große Vitalität der Lämmer. Die Tiere sind robust und wenig wählerisch im Fressverhalten und können in der Landschaftspflege eingesetzt werden.
Leistungsangaben für Barbados Blackbelly-Schafe
Körpergewicht, kg
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Ablammergebnis, %
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Widerristhöhe, cm
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Rumpflänge, cm
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Altböcke
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50 – 70
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bis 100
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Jährlingsböcke
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Lammböcke
(6 Monate)
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Mutterschafe
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32 – 43
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200 – 300
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60 – 80
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Zuchtlämmer (6 Monate)
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18 – 22
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Die täglichen Zunahmen liegen bei Mastlämmern im Bereich von 100 bis 150 g, die Schlachtausbeute beträgt bei einem handelsüblichen Lebendgewicht von 18 bis 22 kg ca. 50 %.
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