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Besucherrekord bei Nolana-Jahrestagung im Sauerland
Fast 80 Teilnehmer trafen sich am 14. September in Medebach-Düdinghausen im Sauerland zur 17. Nolana-Jahrestagung. Eingeladen hatte das Nolana-Netzwerk Deutschland e.V., ein bundesweites Netzwerk von knapp 100 Haarschafzüchtern. Das Treffen im Spätsommer bot neben den Regularien des Vereins viel Platz zum persönlichen Austausch der bundesweit angereisten Teilnehmer. Zusätzlich gab es spezifische Fachinformationen zu Haarschafen. Eine Ausstellung mit rund 50 Tieren der Braunen Haarschafe und Nolana rundeten die Tagung ab.
Viele Auftritte auf Veranstaltungen
Der Vorsitzende Benedikt Hüttemann begrüßte neben den deutschen Teilnehmern auch Haarschafzüchter aus den Nachbarländern Niederlande, Österreich und Schweiz. In seinem Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr hob er die zahlreiche Teilnahme von Haarschafzüchtern an verschiedenen regionalen Schaftagen und Kreistierschauen. In Niedersachsen wurden die Rassen erstmalig auf der gut besuchten Tarmstedter Ausstellung präsentiert. Zahlreiche Schafhalter äußerten auf dieser Ausstellung Interesse an den Rassen. Dennoch führen die Haarschafe insgesamt noch immer ein Nischendasein aber die Bestandszahlen steigen. Hüttemann animierte die Züchter, aktiv an entsprechenden Schauen mitzuwirken um die Vorteile der Haarschafe hervorzuheben.
Zahl der Herdbuchtiere zeigt hohe Steigerungsraten
Mittlerweile erreicht die Anzahl der Herdbuchtiere der beiden Rassen jeweils knapp 500 Tiere. Das ist im Vergleich mit den etablierten Rassen zwar insgesamt noch ausbaufähig aber die Steigerungsraten von jährlich rund 10% sind sehr hoch. Dies ist bei allgemein rückläufigem Bestand an Herdbuchtieren in der Schafzucht ein eindeutiges Indiz, dass die Rassen Zukunft haben. Beim Braunen Haarschaf hat der Rasseausschuss die Gewichte leicht nach oben gesetzt. Die Maximalgewichte bei den Altböcken wurden um 10 kg auf jetzt 120 kg erhöht. Bei den Mutterschafen erfolgte eine Erhöhung der Maximalgewichte um 5 kg auf 85 kg. Diese offizielle Anpassung des Zuchtprogramms zeigt auch, dass die Tiere der Rasse vermehrt auf einen noch besseren Fleischansatz gezüchtet werden, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Haarschafe sind robust und anpassungsfähig
Der natürliche Fellwechsel der Haarschafe kommt den Tieren beim Wohlbefinden entgegen, denn mit zunehmenden Temperaturen werfen die Haarschafe ihr Winterkleid ab und bilden im Herbst wieder ein wärmendes Haarkleid. Fliegenmadenbefall kommt bei Haarschafen so gut wie gar nicht vor und das aus Tierwohlgesichtspunkten kritisch gesehene Kupieren der Schwänze ist bei den Haarschafen in der Regel nicht notwendig. Die Rassen Nolana, Braunes Haarschaf und auch Dorper verknüpfen diese Vorteile mit gleichzeitig hohen Leistungen bei Tageszunahmen und Fleischleistung. Allerdings muss auf vielen Ebenen – auch in den Schafzuchverbänden – noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn die Haarschafzucht wird von vielen Schafzüchtern traditioneller Rassen noch immer mit kleinen Tieren bei gleichzeitig geringer Bemuskelung gleichgesetzt.
Schafe im Netz
Wie erreichen wir mit unseren positiven Botschaften überhaupt die interessierten Schafhalter? Fachzeitschrift, Wochenblatt und Internetseite sind ein Weg für Fachinformation und Kurzinfos. Laura Schönberg, Partnerin eines Haarschafzüchters aus Möhnesee stellte weitere Möglichkeiten vor, wie die Vorteile der Haarschafzucht bekannter gemacht werden können. So bietet Instagram zusätzlich große Vorteile für die Sichtbarkeit, Vernetzung, Austausch und Information. Gerade das jüngere Publikum unter 35 Jahren ist stark auf Instagram vertreten und holt dort seine Informationen. Unter den Hashtags #nolananetzwerk, #nolanaschafe und #brauneshaarschaf finden sich zahlreiche aktuelle Fotos, Beiträge und Videoclips. Schönberg animierte die Besucher, Bilder, Videos und Kurzinfos an die zuständigen Personen im Nolananetzwerk zu schicken. Je öfter und interessanter die Kurzbeiträge sind, desto größer wird die Reichweite.
Haarschafzüchtung im Sauerland
Der versierte langjährige Haarschafzüchter Hans-Dieter Gerbracht zeigte am Beispiel seines Betriebes die Entwicklung der Rasse Braunes Haarschaf. Gerbracht begann 2008 mit sechs weiblichen Kreuzungslämmern aus Wollschafen und Barbados Blackbelly. Auch ein gewisser Anteil an Wiltshire Horn war enthalten. Diese Tiere wurden mit ausgewählten Tieren der eigenen Wollschafe verpaart, so dass die gute Bemuskelung der ursprünglichen Herde mit eingebracht wurde. Großes Augenmerk legte Gerbracht auf saubere Abhaarung und ordentliche Bemuskelung. In den ersten Jahren war die Herde bunt und es erfolgte zunehmend die Selektion auf die braune Farbe. Nach den ersten Jahren erfolgte die Kreuzung fast immer mit Böcken des Braunen Haarschafs. Um weitere Fremdgenetik einzubringen und die braune Farbe an Kopf und Beinen zu festigen, wurden auch einige unverwandte Herdbuchtiere der Rasse Coburger Fuchsschaf in verschiedenen Deckgruppen mit eingekreuzt. Hier wurden bereits in der F1- und R1-Generation tolle Ergebnisse erzielt. Gerbracht hat mit seiner gezielten Zucht einen maßgeblichen Beitrag zur Entstehung der neuen Rasse Braunes Haarschaf geleistet.
Abstammungsprojekt Barbados Blackbelly
Dagmar Meyer von der Arbeitsgruppe Barbados Blackbelly skizzierte die Anstrengungen, die unternommen werden, diese Rasse in Deutschland zu erhalten und zu verbessern. Es sind umfangreiche Untersuchungen der genetischen Vielfalt in der deutschen Population der Barbados Blackbelly gelaufen, die auch das Nolana-Netzwerk mit finanziert hat. Leider konnte noch keine wissenschaftliche Auswertung der Daten mit daraus folgenden Zuchtplänen erarbeitet werden. Am Ende geht es bei der Rasse darum, die Anpaarungen so zu gestalten, dass die genetische Vielfalt der Population erhalten bleibt. Angesichts der niedrigen und weiter schrumpfenden Anzahl der Herdbuchtiere ist die Erhaltung der Rasse eine große Herausforderung.
Top-Tiere vor Ort präsentiert
Über 10 Züchter präsentierten den Besuchern am Nachmittag der Veranstaltung ausgewählte Tiere. Insgesamt konnten rund 50 Tiere der Rassen Braunes Haarschaf und Nolana gezeigt werden. Die Besucher konnten dabei über die Tiere und die Ausrichtung der Haarschafzucht fachsimpeln. Dieser bundesweite fachliche Austausch in ungezwungener Atmosphäre am Pferch ist unverzichtbar für die weitere Zuchtarbeit. Höhepunkt war die vereinsinterne Bewertung der Tiere durch den Vorsitzenden der Abteilung Zucht des VDL, Andreas Humpert und den Dorperzüchter Frank Drössler. Für jede der beiden Rassen wurden jeweils „Miss und Mister Sauerland“ gekürt. Bei den Braunen Haarschafe schafften es Jan Engelmeyer (Üxheim) und Hans-Dieter Gerbracht (Medebach) an die Spitze. Herbert Kampen (Voerde) und Jan Fleischfresser (Kalletal) gewannen bei Nolana. Insgesamt bescheinigten die beiden Tierbeurteiler, dass sich sämtliche Tiere beider Rassen äußerst gut dargestellt haben und die Zucht auf einem erfolgreichen Weg ist.
Jahrestagung 2025 während der Schaftage NRW
Insgesamt bot die Nolana-Jahrestagung für Haarschafzüchter und an Haarschafen interessierte Schafhalter einen bunten Mix aus Fachwissen, Praxis und persönlichen Austausch. Die Organisation der Tagung durch Hans-Dieter Gerbracht und seine Familie war perfekt. Für Haarschafzüchter ist es am Ende ein Muss, beim Nolana-Netzwerk dabei zu sein. Der geringe Jahresbeitrag von 60 Euro zahlt sich mehrfach aus. Neben einer jährlichen Tagung zu Spezialthemen gibt es im Netzwerk viele spezielle Informationen zu Haarschafen! Die nächste Jahrestagung findet voraussichtlich im Rahmen der Schaftage NRW (15.-17. August, Haus Düsse, 59505 Bad Sassendorf) statt. Mehr Informationen und aktuelle Meldungen finden interessierte Schafhalter auf www.nolana-schafe.de
(Text und Bilder:Dr. Clemens Becker, Mitglied im Nolana-Netzwerk und Haarschafzüchter)